Die Kirchengemeinden Kleinheubach und die Pfarrei Remlingen/ Üttingen / Billingshausen sind durch persönliche Kontakte zwischen den Kuratoren Bernd Dietrich und Ruth Meyer miteinander in einen Austausch getreten. Nach einem Besuch der Remlinger, Billingshausener und Üttinger in Kleinheubach im Jahr 2023 erfolgte nun der Gegenbesuch aus Kleinheubach.
Wir veröffentlichen hier einen Bericht von Ruth Meyer aus Billingshausen:
Am Samstag, 21. September war es endlich so weit. 10 Mitglieder aus der Kleinheubacher
Kirchengemeinde machten sich unter der Organisation von Kurator Bernd Dietrich auf den Weg,
um unsere in diesem Jahr neu gegründete Evangelische Pfarrei Billingshausen-Remlingen
Uettingen zu besuchen.
Unsere Gäste trafen um 9.30 Uhr am Remlinger Marktplatz ein. Zur Begrüßung gab es in der
Pfarrscheune Bloatz, Finger Food, Kaffee und Getränke. Insgesamt nahmen 40 Personen teil.
Altpfarrer Wunderlich erzählte aus der Kirchen- und Ortsgeschichte von Remlingen.
Er berichtete von den Grafen zu Wertheim und Castell Rüdenhausen und den Ursprüngen der
Gemeinde. Erwähnt wurde auch der gute Früchtewein in eigener Herstellung der wesentlich zur
Finanzierung von Renovierungen beitrug. Angekommen in der Remlinger Pfarrkirche, erklärte
Pfarrerin Gudrun Mirlein (in der offiziellen Begrüßung), dass St. Andreas, der Namensgeber der
Kirche ist, bildlich dargestellt im Kirchenfenster. Gott preisen mit Musik, gemeinsam Singen und
der Organistin, Sabine Strifler lauschen, die der Steinmeyer-Orgel von 1919 wunderbare Klänge
entlockte. Altpfarrer Friedrich Wunderlich erläuterte bauliche Details der heutigen Ansicht. Der
Chor mit kleinem Turm wurde im Kern bereits 1350 errichtet. Er gehörte zu einer Wehrkirche
umgeben von 25 Gaden. 1710 gab es bereits einen Brand, hierbei wurde die alte Orgel
vernichtet. Dem großen Brand 1810 fielen viele Gebäude des Ortes zum Opfer, auch die Kirche.
In Eigenleistung errichteten die Remlinger in den Folgejahren wieder ihr Gotteshaus. Letzte
Renovierung 1995. „Ich habe jede Steinplatte vom Boden unter den Knien gespürt, zusammen
mit vielen Ehrenamtlichen, die mit Tatkraft den Kirchenraum erneuerten.“ Alles zum Nachlesen
in einem Kirchenführer mit Informationen zu Geschichte und Ausstattung. In dieser
wunderschönen (kleinen?) Kirche mit 400 Plätzen hat Pfarrerin Mirlein sehr viel Konzertantes
und auch Literarisches organisiert und angeboten. Mit ihrem Segen (von Pfrin Mirlein) fahren wir
weiter nach Uettingen.
Hier erkundeten wir das denkmalgeschützte Kirchengebäude St.-Bartholomäus mit
spätromanischem Chorturm, 1754 gebautem Langhaus als Saalkirche. Es gibt 500 Sitzplätze,
den Grafenstuhl und eine umlaufende Empore. Die Brüstungen der Emporen wurden in der
Bauzeit mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament bemalt. Der Chorturm wurde 1749
aufgestockt, beherbergt Turmuhr und Glockenstuhl, in dem seit 1984 vier Kirchglocken hängen.
Graf Luitpold Wolffskeel erläuterte uns hier die wichtigsten Fakten zur Kirchengeschichte. Er
wies auf die frühe und starke evangelische Prägung der drei Gemeinden in dieser Region hin.
Anschließend wurde die Gruppe geteilt. Eine Hälfte erhielt eine Erzählung zur Orgelgeschichte,
sehr gekonnt ausgeführt durch Frau Inga Hansen aus dem KV Uettingen. Es handelt sich um eine
Gessinger Orgel auf der Empore mit 13 Registern, einem Manual und Pedalen, 1760 von Martin
Gessinger gebaut. 1880 wurde sie von Martin Braungart erweitert und zuletzt 2022 von Orgelbau
Vleugels restauriert. Es konnte auch ein Vergleich zur Kleinheubacher Orgel gezogen werden. Die
ausgebildete Organistin Irene Meckelein spielte uns Werke an von Bach und Mozart. Die andere
Hälfte der Gruppe, jeweils im Tausch, lauschte gebannt und tief beeindruckt den Worten von
Graf Luitpold Wolffskeel bei der Schloss Führung und den Ausführungen zur Grafengeschichte,
verwoben mit den vorgeschichtlichen Geschehnissen in dieser Gegend. Anschließend ging es
durch den Schlosspark zum Mittagessen in den Barbarossa Saal der Festhalle. Nach einem
Segensgebet von Pfrin Mirlein und einem guten fränkischen Mittagessen von der Metzgerei
Schumacher aus Remlingen gab es regen Austausch untereinander.
Weiter geht es, nach Billingshausen, wo Kirchenvorsteher Gernot Meyer uns bereits zur
Kirchenführung auf dem Hügel erwartete. Hier kamen wir nun in das kleine heimelige
Kirchengebäude, das 200 Personen fasst. Ehemalige Wehrkirche, romanisch, im 12.-13. Jhd.
errichtet, gehört zu den ältesten Baudenkmälern im Landkreis MSP. Die Kirche wurde 1585 um
einen Chorraum erweitert, Emporen eingebaut u. ein „Echterturm“ aufgesetzt. Der ehemalige
Chor wurde beim Umbau 1974 durch einen Neubau ersetzt. 1721 wurde von Johann Baptist
Funsch eine Orgel mit 9 Registern, einem Manual und einem Pedal gebaut. 1938 baute
Steinmeyer eine neue Schleifenladenorgel mit 11 Registern ein, die1977 von Otto Hoffmann
umgebaut wurde. Herr Meyer verwies auch hier auf die starke evang. Prägung im kath. Umland,
was auch hier der Grafenzughörigkeit von Wertheim und Castell Rüdenhausen geschuldet ist.
Dorthin gibt es noch heute gute Verbindungen. Graf Georg II führte 1522 hier die Lehre Luthers –
Reformation – ein. Meyer erläuterte das historische Altarbild und zeigte Fotos vor der letzten
Kirchenrenovierung. Die Vertrauensfrau des KV, Heidi Stumm, wusste ergänzend zu berichten,
dass der Altar bei der letzten Renovierung bewusst in die Mitte gesetzt wurde, „im Zentrum der
Tisch des Herrn- Gott lädt uns ein rund um seinen Tisch das Abendmahl gemeinsam
einzunehmen“. Auch in unserer Kirche gibt es viel Musikalität. Flöten, Gitarren, Cello, ein starker
Posaunenchor, der in diesem Jahr sein 70. Jubiläum feierte. Seit 50 Jahren spielen die Brüder
Lothar und Hermann Meyer an der Orgel. Irene Meckelein hat auch hier nochmal für uns in die
Orgeltasten gegriffen und auch gesanglich beeindruckt.
Anschließend gab es im neu renovierten Gemeindesaal, der allgemein bestaunt wurde, Kaffee
und Kuchen. Unsere Gäste überraschten uns mit ihren Geschenken. Jede Gemeinde erhielt
einen selbst erstellten Makramee Engel der Häkelgruppe aus Kleinheubach. Bernd Dietrich
überreichte uns ein Apfelbäumchen als Gastgeschenk. Dankesworte an die beiden für die
Organisation verantwortlichen Kuratoren Bernd Dietrich, und Ruth Meyer aus Billingshausen gab
es von Pfarrer Sebastian Geißlinger aus Kleinheubach, mit vertreten war auch aus der
Landessynode Frau Dr. Kerstin Pechtold-Kuch aus Großheubach, als Vertrauensfrau der
evangelischen Kirchengemeinde Kleinheubach. Ruth Meyer erteilte den Abschluss-Segen, in
Anlehnung an die Segnung zur Kuratorin durch Pfr. Klaus Betschinske: „Steck mich an mit deiner
Liebe, damit ich sie ausstrahle, schenk mir den Mut, dir zu glauben, wenn du sagst: Du sollst ein
Segen sein.“ Schnell noch zur Besichtigung der angemieteten (unter Nutzung stehenden
Räume) im Rathaus Billingshausen, der Bücherei, künftige Räume des Pfarrbüros nach dem
Umzug im November und dem gerade erst fertiggestellten Jugendraum im 1. OG, der ganz stolz
präsentiert wurde von der Jugendbeauftragten Emely Schnarr und von Mirko Herwig. Zu guter
Letzt ging es noch auf den Friedhof der politischen Gemeinde, um die neu angelegten
Urnengräber zu besichtigen.
Schön war’s! Danke an alle die dabei waren, Besucher und Helfer.
Artikel von Ruth Meyer, ev. Gemeindekuratorin in Billingshausen