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Die evangelische Pfarrkirche St. Martin
Wann genau die erste Kirche in Kleinheubach erbaut wurde, liegt wie so vieles im Dunkeln. Die heutige Barockkirche ist sicher schon die vierte Kirche, die an diesem herausgehobenen Ort in Kleinheubach von 1706 bis 1710 gebaut wurde. Bauherren waren Graf Philipp-Ludwig von Erbach mit seiner Gemahlin Albertine Elisabeth Fürstin von Waldeck/Pyrmont unter dem damaligen Ortspfarrer Adolf-Friedrich Greineisen und dem Bürgermeister Kaspar Bechtold.
Der hohe Glockenturm, der mit diesem Neubau errichtet wurde und heute noch steht, wurde in die Kirche von 1710 miteingebaut, und ist nun der älteste Teil der heutigen Kirche. Über dem Haupteingang sieht man das Wappen des Erbauers der Kirche, des Grafen von Erbach. In der Decke des Glockenturmes erkennt man noch die 3 Holzrohre, durch welche die Stricke zum Läuten der Glocken geführt wurden, bis die "Läutebuben" durch eine Läuteanlage ersetzt wurden.
Die Fresken im Glockenturm stammen aus der alten Kirche von 1455. Sie zeigen an der Decke die Symbole der 4 Apostel und das Angesicht Christi. Über der Eingangstüre zur Kirche sieht man das Haupt Christi auf dem Schweißtuch der Veronika. Links befindet sich ein Fresko des Heiligen Wendelin, dem Schutzpatron der Bauern, und an der rechten Wandseite der Heilige Martin, Namenspatron dieser Kirche. Bemerkenswert ist ein "Herkulesstein" aus römischer Zeit an der rechten Seite im Kirchturm. Er stammt vermutlich aus dem römischen Kastell, das sich zwischen Miltenberg und Kleinheubach befand.
Der Innenraum der Kirche ist barock gestaltet. Der Taufstein aus rotem Sandstein stammt aus dem Jahr 1710. Mit der Fertigung des Taufsteines wurde in Augsburg die Anfertigung eines Taufgeschirrs in Auftrag gegeben, das noch heute in der Kirchengemeinde in Gebrauch ist, ebenso wie die wertvollen Abendmahlsgeräte.
Geprägt wird die Kirche durch die Anlage von Kanzel und Chor mit der Orgel, die den Zentralpunkt der Kirche bilden. Geschaffen wurde dieses Meisterwerk aus Holz von dem Meister Eberhard aus Sandbach im Odenwald. Die Einlegearbeiten im Chor aus Nußbaum sind alle noch im Original erhalten und stehen seit 1710 unverändert in voller Pracht. Das Altarbild zeigt die Geburt Christi, ein Motiv, das in anderen Kirchen als Altarbild kaum Verwendung findet. Die Ehrensitze im Chorraum um den Altar waren die Sitzplätze der Bürgermeister und der Gemeindeverwaltung.
Gekrönt wird der Altar durch die mächtige Barock-Orgel mit reich verzierter Front. Die Barockorgel des Kleinheubacher Orgelbauers Johann Christian Dauphin aus dem Jahr 1710 wurde in den Jahren 2008 bis 2010 von der Firma "Rieger Orgelbau" rekonstruiert und im Sommer 2010 von Landesbischof Dr. Friedrich eingeweiht.
Bemerkenswert sind zwei kunstvoll aus Buntmetall gefertigte Kronen, die sogenannten "Totenkronen", die in einer Vitrine zu bewundern sind.
Totenkronen waren in früheren Jahrhunderten ein Brauch bei der Bestattung von unverheirateten Männern und Frauen. Wie lange in Kleinheubach diese Totenkronen in Gebrauch waren, ist nicht bekannt. Gottlieb Wagner, um die Wende vom 19. zum 20. Jahrundert Pfarrer in Kleinheubach, schrieb, die Totenkronen seien 1922 anlässlich einer Kirchenrenovierung auf dem Speicher entdeckt worden. Sie wurden dann zunächst als Lampenschirme genutzt, bevor sie wieder in Vergessenheit gerieten und 1994 erneut wiederentdeckt wurden und nun schließlich ihren Platz in der Kirche fanden.
Interessante Hintergründe zum Brauch der Totenkronen finden Sie in einem Beitrag des Deutschlandfunk Kultur.
Hier können Sie diesen Beitrag auch anhören.
Einen historischen Überblick über die Geschichte der Kirche gibt es auch zum Nachhören in der Sendung "12-Uhr-Läuten" des Bayerischen Rundfunks von 2011.
Hier die Sendung:
Unsere Kirche ist geöffnet:
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