Im Rahmen des Toten- bzw. Ewigkeitssonntages, fand nach der von Pfarrerin Judith Haar-Geißlinger gehaltenen Andacht in der Aussegnungshalle, die Segnung/Einweihung der neu geschaffenen Gedenkstätte für die Kleinheubacher Diakonissen statt, wo neben Pfarrer Geißlinger, Bürgermeister Münig und dem Vorsitzenden des Mutterhaus-Vereines Wertheim, Scheurich, ehrende Worte für die wertvolle Arbeit der Kleinheubacher Schwestern gefunden wurden. Auch unser Altbürgermeister Kurt Schüßler, ließ es sich nicht nehmen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Sie haben auch nach vierzig Jahren nach Abberufung der letzten, unserer Schwestern, Spuren hinterlassen, in unserer evangelischen Kirchengemeinde und darüber hinaus. „Unsere“ Engel mit den weißen, immer akkurat gestärkten, weißen Hauben. Für unsere Kirchengemeinde war es ein wahrer Segen, daß diese, aus Schlesien vertriebenen, Schwestern vom in der Nachkriegszeit entstandenen, neuen Mutterhaus „Lehmgruben-Breslau“ in Marktheidenfeld gerade in unsere Kirchengemeinde entsandt wurden. Trotz eigener, furchtbarer Erlebnisse in ihrer Heimat, auf der Flucht und darüber hinaus, haben sie ihre eigenen Befindlichkeiten in den Hintergrund gestellt und als Gemeinde-, Kranken,- und Kindergartenschwestern mehrere Generationen unserer Gemeinde nachhaltig geprägt. Einer Ortsgemeinde, die sich über die Jahrhunderte immer mit dem Glauben der jeweiligen „Herrschaft“ arrangieren musste, d.h. , die Bevölkerung hatte den Glauben des jeweils regierenden Hauses anzunehmen. Anders beim Verkauf der „Herrschaft Kleinheubach“ von den evangelischen Grafen von Erbach an das katholische Haus Löwenstein-Wertheim-Rochefort (heute: Rosenberg) im Jahre 1721. Völlig unüblich zu dieser Zeit, gestattete das für Kleinheubach neue Fürstenhaus den Bewohnern der Gemeinde die freie Religionswahl. Dies hatte zur Folge, dass wesentlich später, im Nachkriegs-Deutschland, unsere Schwestern eine Gemeinde im Wandel vorfanden, die lutherisch geprägt, nun eine Vielzahl von geflüchteten Katholiken integrieren musste. Diese neuen Bürger haben aus heutiger Sicht, das Gemeinwesen sehr bereichert! Auch die damit verbundenen Herausforderungen, die sich unsere Diakonissen seinerzeit zu stellen hatten, wurden durch sie gemeistert.
Es ist wünschenswert, dass sich der eine oder andere Besucher des evangelischen Friedhofs die Zeit nimmt, die Gedenkstätte, so bescheiden sie auch sein mag, zu besuchen.
Klaus Franke