Welch ein gelungener Auftakt zu einer Konzertreihe in der evangelischen Kirche St. Martin in Kleinheubach!
Über 100 Besucherinnen und Besucher strömten am Sonntag, den 05. November in das gedämpft beleuchtete, barocke Kirchenschiff. Alexander Huhn, Dekanatskantor und hervorragender Organist spielte an der rekonstruierten Dauphinorgel Kompositionen von Johann Sebastian Bach.
Der Abend unter dem Titel „Reise auf Bachs Lebensweg“ war als Gesprächskonzert konzipiert. Alexander Huhn moderierte locker und charmant von der Orgelempore aus, über wesentliche musikalische Stationen Bachs. So erfuhren die Zuhörer Interessantes über den Komponisten.
Die dazu von dem Organisten ausgewählten Stücke, waren perfekt auf die Orgel abgestimmt und gaben die jeweiligen Lebensphasen von Johann Sebastian Bach mit allen Höhen und Schicksalsschlägen authentisch wider.
Präludium und Fuge C-Dur bildeten in ihrer lebendigen, schwungvollen Art als Werk des jugendlichen Bach den Auftakt. Aus dessen Zeit als Organist in Mühlhausen präsentierte Huhn die Fuge G-Dur. Sehr anschaulich erklärte er dazu das Wesen einer Fuge, von Bach zur Meisterschaft entwickelt. Der Tod seiner Frau stürzte ihn in eine Schaffenskrise. Zwei zu Herzen gehende Choralvorspiele aus Bachs Orgelbüchlein, sind in dessen Weimarer Zeit entstanden. Als Kantor in Köthen und erneut verheiratet, spiegelte die prachtvolle, melodische Fuge g-Moll Bachs neue Lebensfreude und Vitalität musikalisch wider.
Die Kantorenstelle an der Thomaskirche in Leipzig, war seine letzte Station. Große Werke der Musikliteratur sind hier entstanden. Alexander Huhn spielte aus dieser Zeit den 1. Satz aus der Triosonate C-Dur, ein beliebtes Meisterwerk von höchster Qualität. Die tiefe Religiosität Bachs ist in vielen seiner Werke zu spüren, auch in der Fuge Es-Dur. In dieser Tonart mit drei „b“, aufgebaut in drei sehr unterschiedlichen Sätzen, symbolisiert sie die christliche Dreifaltigkeit. Den Abschluss des regulären Konzerts bildete das bewegende Finale aus der Matthäus-Passion „Wir setzen uns mit Tränen nieder“ in einer Transkription von Charles-Marie Widor.
Mit der geschickten Auswahl der Register hat der Künstler die Klangmöglichkeiten des Instruments umfassend vorgestellt. Auch diese kleine Orgel in Kleinheubach entfaltet eine wunderbare Klangfülle, wenn sie, wie in diesem Fall meisterlich gespielt wird. Von den leisen Tönen bis zum rauschenden Tutti war alles zu hören.
Der barocke, nicht sehr große Kirchenraum, die Orgel über dem Altar und damit im direkten Blickfeld des Publikums, schafften zusammen mit der Faszination schöner Musik eine sehr heimelige Atmosphäre und Verbundenheit. Sie inspirierten den Musiker und verzauberten das Publikum.
Die Begeisterung der Zuhörer über das eindrucksvolle Konzert drückte sich aus in tosendem, lang anhaltendem Applaus. Alexander Huhn bedankte sich dafür mit einer Zugabe, die ein ganz besonderer Glanzpunkt dieses Abends war. Das Publikum durfte sich ein Thema wünschen, über das er spontan improvisierte und dabei sein herausragendes Können voll ausspielte. Die Badinerie aus Bachs Orchestersuite h-Moll war der Publikumswunsch. Das Wort „genial“ wird oft inflationär verwendet, aber hier passt es wirklich. Man konnte fast meinen, dass diese Musik der Königin der Instrumente ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Mit der weiteren Zugabe von „Jesus bleibet meine Freude“ endete ein gelungener Konzertabend.
Die meisten Besucher werden sich wohl den Termin für das nächste Konzert von Alexander Huhn zusammen mit dem Aschaffenburger Trompeter Wolfgang Huhn am 14. Januar 2024 in Kleinheubach schon fest in ihrem Kalender vermerkt haben.
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