Ein außergewöhnliches Orgelkonzert erlebten ca. 100 Besucher und Besucherinnen die zum Konzert „Musik in St. Martin“ in die Kleinheubacher Barockkirche kamen.
So etwas hat die ehrwürdige Barockkirche noch selten erlebt. Christoph Emanuel Seitz, Kantor für das Dekanat Aschaffenburg, ließ ihre Barockorgel swingen, grooven und entlockte ihr pfiffige, heitere, mitreißende Melodien.
Begann das Konzert noch mit einer romantischen Orgelmusik aus dem 19. Jahrhundert, dem „Marche aux Flambeaux“ von Frederik Scotson Clark, erzeugte der Ragtime „Weeping Willow“ von Scott Joplin gleichermaßen Erstaunen und beschwingte Freude. Bei genauem Hinhören, konnte man dazwischen immer wieder die Melodie „Laudato Si“ erkennen, die geschickt in den Rag eingebaut war. Eine Polka über das Lied „Ja Gott hat alle Kinder lieb“ schloss sich an.
Geh aus, mein Herz und suche Freud, ein geistliches Sommerlied von Paul Gerhardt 1653 erstmals veröffentlicht, war in recht unterschiedlichen Ausführungen zu hören. Zunächst als einfühlsame Fantasie, dann als Preludio, von Christoph Seitz selbst geschrieben. Schließlich spielte er in einer Variation von Gottfried Fischer, als musikalischen Scherz, „wenn Mozart das Lied geschrieben hätte“ im Stil dieses Komponisten sehr abwechslungsreich mehrere Strophen.
Witzig, lebendig ging es weiter mit Variationen zu elf bekannten Kirchenliedern, geschrieben von KMD Thomas Riegler, Kantor aus Bad Neustadt. So der Peace Boogie („Gib uns Frieden jeden Tag“), der Osterwalzer („Er ist erstanden, Halleluja“), a zünftige Musi („Halte zu mir guter Gott“). Alle Stücke höchst unterhaltsam und amüsant, aber immer eng am Lied, nie oberflächlich. Bei diesen swingenden Klängen mag mancher Fuß im Sichtschutz der Kirchenbank in Bewegung geraten sein.
Mit Leichtigkeit und amerikanischem Flair endete das Konzert, abermals mit einem Ragtime von Scott Joplin, dem „Peachering Rag.
Auch wenn es häufig sehr schwer gefallen ist, nicht vor Begeisterung zu klatschen, waren die Zuhörenden doch sehr diszipliniert – hatte doch der Organist darum gebeten, nur zum Schluss zu applaudieren. Dann aber bedankte sich das Publikum bei KMD Seitz mit kräftigem und anhaltendem Schlussapplaus für das Konzert. Mit viel Können und Fingerspitzengefühl brachte er die unterschiedlichen Klangfarben der Orgel zur Geltung und bewies, wie lebendig, vielfältig und modern Orgelmusik sein kann, sogar auf einer Barockorgel. Auch „Ihre Majestät“ die Königin der Instrumente, hat Humor!